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3. Relevanz der Inputparameter
Die Mean- Variance Optimierung benötigt die Schätzung
der zukünftigen
Renditen, der Varianzen sowie der Kovarianzen. Da über zukünftige
Renditeverteilungen nie vollkommene Sicherheit bestehen kann, ist
die Prognose
dieser Inputparameter immer mit Schätzfehlern behaftet. Chopra
und Ziemba
haben die Auswirkungen dieser Schätzfehler auf die nach der
Mean- Variance
Analyse optimale Portfolioallokation getestet.10
Dabei nahmen sie in einem ersten
Schritt die historischen Renditen von zehn zufällig ausgewählten
Werten des Dow
Jones Industrial Average (DJIA) im Zeitraum von 1980-1989 als „wahre“
Werte
der Inputparameter an, um diese dann in einem zweiten Schritt durch
einen
Störparameter zu verändern. Mit diesem Störparameter
wurde dann in mehreren
Simulationsdurchläufen das daraus resultierende optimale Portfolio
bestimmt.
Dabei wurde jeweils einer der drei Parameter verändert, während
die anderen
beiden konstant gehalten wurden. Die Veränderung des Nutzens
aus diesen durch
den Störparameter veränderten „optimalen“
Portfolios des repräsentativen
Investors wurde von Chopra und Ziemba bei gegebener Risikotoleranz
anhand
des Sicherheitsäquivalents angegeben.11
Demnach wirkt sich ein Schätzfehler bei den erwarteten Renditen
auf die
optimale Portfolioallokation in der Mean- Variance Analyse ungefähr
elfmal so
stark aus wie ein Schätzfehler der Varianzen und ungefähr
zwanzigmal so stark
wie ein Schätzfehler der Kovarianzen. Dabei nehmen diese Relationen
bei
zunehmender (abnehmender) Risikotoleranz zu (ab). Eine Veränderung
in den
Renditeerwartungen um einen Prozentpunkt wirkt sich demnach also
ebenso stark
auf die Veränderung der Portfoliogewichte aus wie eine Veränderung
um 11% in
den Schätzungen über die zukünftige Varianz.
In einem ähnlichen Ansatz kommen Schäfer und Zimmermann
für den deutschen
Aktienmarkt zu vergleichbaren Ergebnissen. Auch sie ermitteln eine
vorrangige
Abhängigkeit der aus der Mean- Variance Analyse resultierenden
Portfoliogewichte von der Güte der Schätzung der erwarteten
Rendite.12
Diese Ergebnisse werden qualitativ auch von Kempf und Memmel in
einer
weiteren Studie bestätigt.13
Sie simulieren dabei für vier Aktien unabhängig
verteilte Wochenrenditen über einen Zeitraum von zwei Jahren.
Für jede dieser
Aktien wird dabei eine erwartete Rendite von 11% p.a. und eine
Standardabweichung (Std.) der Renditen von 25% p.a. unterstellt.14
Des weiteren
wird eine Korrelation der Aktien untereinander von 0,3 angenommen.15
Im
Ausgangsportfolio ergibt sich damit eine Gewichtung der Aktien von
jeweils
25%. Danach wird unter der Beibehaltung der übrigen Parameter
jeweils einer der
Inputparameter bei Aktie 1 um den Wert –10% bis +10% verändert,
um das
Ausmaß einer möglichen Fehlschätzung zu bestimmen.
Die Ergebnisse von
Kempf und Memmel sind in Abbildung 1
grafisch dargestellt.
Abbildung 1: Auswirkung von Schätzfehlern
auf die Höhe der optimalen Portfoliogewichte
Quelle: Kempf/Memmel (2002), S.900,
eigene Darstellung.
Das Sicherheitsäquivalent stellt denjenigen sicheren Betrag
dar, aus dem der Investor bei gegebener Risikotoleranz den gleichen
Nutzen zieht wie aus dem risikobehafteten Portfolio. Chopra und
Ziemba verwenden eine Risikotoleranzhöhe von 50 und geben an,
dass die meisten großen institutionellen Anleger eine Risikotoleranz
von 40-60 aufweisen dürften.
Es ist deutlich zu erkennen, dass sich Veränderungen hinsichtlich
der
Erwartungen über die Höhe der Rendite am stärksten
in der
Portfoliozusammensetzung niederschlagen. Von schwächerer Bedeutung
ist
demnach die Auswirkung von Schätzfehlern bezüglich der
Standardabweichung,
Schätzfehler bezüglich der Korrelationen bzw. Kovarianzen
spielen eine deutlich
untergeordnete Rolle in der Ermittlung des Mean- Variance optimierten
Portfolios.
Die Bestimmung der erwarteten Rendite nimmt damit die zentrale Stellung
innerhalb der Mean- Variance Optimierung und der strategischen Asset
Allocation ein.
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Info |
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[10] Vgl. Chopra/Ziemba (1993).
[12] Vgl. Schäfer/Zimmermann (1998), S.147.
[13] Vgl. Kempf/Memmel (2002), S.900.
[14] Wenn nicht anders angegeben, beziehen sich in dieser Arbeit sämtliche
Angaben über die Höhe
der Renditeverteilungen auf die Höhe der jährlichen Renditeverteilungen.
[15] Der Korrelationskoeffizient misst die Beziehung, die die Renditeentwicklungen
zweier
verschiedener Anlagen untereinander haben. Der Korrelationskoeffizient
rangiert zwischen + 1,0
für Investitionen, deren Wertentwicklung absolut identisch verläuft,
und - 1,0 für Investitionen,
deren Wertentwicklung absolut gegensätzlich verläuft. |
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